Vertrauensfrage. Zur Krise des heutigen Parlamentarismus
Datum und Zeit: Donnerstag, 21. März 2019 | 18:00
Mitwirkende/Autoren: Florian Meinel
Moderation: Catrin Stövesand
Veranstalter: C.H. Beck
Die Wiederkehr autoritärer Politik stellt die politischen Gewissheiten der Bundesrepublik in Frage. Das Ende des alten Wettbewerbs der Volksparteien hat alle Verfassungsorgane erfasst. Disruptive Politik geht heute scheinbar ohne Parlament: Abschaffung der Wehrpflicht, Euro-Rettung, Flüchtlingskrise, Ehe für alle. Was oft dem Regierungsstil Angela Merkels zugeschrieben wird, hat aber viel tiefere Ursachen. Wer sie verstehen will, muss die Struktur des deutschen Regierungssystems kennen. Die verletzlichste seiner Errungenschaften steht im Zentrum der Verfassungsfragen der Gegenwart: die parlamentarische Demokratie. Kaum verstanden, offen verachtet oder idealistisch überhöht, hat sich der Parlamentarismus erst in der alten Bundesrepublik zur Form demokratischer Herrschaft entwickelt. Doch die Kräfte, die an ihm zerren, sind beträchtlich, seine Zukunft ist offen.
Was bedeutet parlamentarische Repräsentation in einer zunehmend pluralistischen Gesellschaft? Wie kann die parlamentarische Kontrolle der Regierung gestärkt werden? Wie lässt sich der Parlamentarismus fortentwickeln, und hätten Minderheitenregierungen eine politische Chance?
Florian Meinels Verteidigung des Parlamentarismus ist zugleich eine verfassungsrechtliche Verlustbilanz der Großen Koalition.
Jordan Raditschkow: Die unbeleuchteten Höfe
Datum und Zeit: Freitag, 22. März 2019 | 15:00
Mitwirkende/Autoren: Elvira Bormann-Nassonowa, Yordan Radichkov
Moderation: Petya Lund
Veranstalter: eta Verlag, Europa-Haus Leipzig e.V., Deutsch-Bulgarische Gesellschaft e. V.
Exkurs in die Kulturhauptstadt 2019
Dieses Jahr feiert Bulgarien den 90. Geburtstag von Jordan Raditschkow (*24.10.1929, gest.21. Januar 2004). Er war ein unübertroffener Meister der Kurzgeschichte, ein außergewöhnlicher Dramatiker und Drehbuchautor, der zweimal für den Literaturnobelpreis nominiert wurde. Die Feierlichkeiten haben im Januar 2019 in der diesjährigen Europäischen Kulturhauptstadt Plowdiw mit einer Ausstellung und Filmpräsentation begonnen. Auch in Leipzig wird der berühmte Bulgare gewürdigt. Im Europa-Haus Leipzig wird der Dokumentarfilm über Raditschkow, die „Cherkaski-Chroniken“, am 22. März von seinem Enkelsohn Yordan D. Radichkov vorgestellt. „Cherkaski-Chroniken“ zeigt u.a. eines der wenigen aufgezeichneten Gespräche mit dem Schriftsteller. Darin äußert er seine Gedanken über Kino, Theater, Literatur, Traditionen und Brauchtum in Bulgarien.
Yordan D. Radichkov ist ebenfalls Autor. Sein erstes Buch auf Deutsch „Leben, wo bist Du?“ erscheint im März 2019 im eta Verlag Berlin.
Yordan D. Radichkov hat bereits drei Bücher in Bulgarien veröffentlicht. Seine Geschichten werfen grundlegende Fragen auf: Sind wir überhaupt frei? Wissen wir, was es bedeutet, Not zu leiden und wahrhaftig zu leben? Weshalb wurde uns das Leben gegeben und wie behandeln wir es? Mit seinen erst 28 Jahren nimmt Yordan D. Radichkov dazu klare Standpunkte ein. Die Probleme unserer Gegenwart sind ihm sehr bewusst. Er findet sich jedoch nicht mit ihnen ab und läuft auch nicht vor ihnen davon. Dies ruft uns abermals ins Gedächtnis, dass Literatur Verantwortung bedeutet.
Yordan D. Radichkov, die Übersetzerin Elvira Bormann und die Verlegerin Petya Lund werden u.a. über das Aufwachsen der jungen Generation in Bulgarien im europäischen Kontext diskutieren.
26. Leipziger Europaforum
Der europäische Traum und nationale Interessen
Datum und Zeit: Samstag, 23. März 2019 | 17:00
Veranstalter: Zeitgeschichtliches Forum Leipzig, Europa-Haus Leipzig e.V., Institut Français Leipzig, Polnisches Institut Berlin – Filiale Leipzig, Stadt Leipzig
Ort: Zeitgeschichtliches Forum Leipzig, Grimmaische Straße 6, 04109, Leipzig
Mit Prof. Dr. Ulrike Guérot (Donau-Universität Krems), Igor Janke (Journalist und Publizist, Warschau), Prof. Dr. Astrid Lorenz (Politikwissenschaftlerin, Universität Leipzig), Pascal Thibaut (Korrespondent, Radio France Internationale)
Moderation: Prof. Dr. Eckart Stratenschulte (Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Nationalstiftung, Hamburg)
Die Umbrüche und Revolutionen von 1989/90 in Ostmitteleuropa waren ein Aufbruch zu Freiheit und Unabhängigkeit von kommunistischen Diktaturen. Schon damals betrachteten ihn Zeitgenossen auch als „Rückkehr nach Europa“. Die Idee eines geeinten Europa, in deren Zentrum das Konzept der westlichen Demokratie und Kultur stand, fand vor allem in der jüngeren Generation große Zustimmung.
Dreißig Jahre später scheint die Idee der europäischen Einigung in die Defensive zu geraten und das Nationale in Ost und West Überhand zu gewinnen. Was verbindet heute die Mitgliedsländer der Europäischen Union? Verfolgt nicht längst jedes Land mit dem europäischen Projekt seine ganz eigenen Ziele? Wie lässt sich die Vision eines geeinten Europas, das gemeinsam für Frieden, Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sowie die Wahrung der Menschenrechte einsteht, mit der Vertretung nationaler Interessen in Einklang bringen? Oder hat sich der „europäische Traum“ überlebt?
Athos der Förster
Datum und Zeit: Sonntag, 24. März 2019 | 18:00
Mitwirkende/Autoren: Michaela Prinzinger, Maria Stefanopoulou
Moderation: Kostas Kipuros
Veranstalter: Städtepartnerschaftsverein Leipzig-Thessaloniki e. V., Elfenbein Verlag, Diablog Vision e.V.
Preisgekrönter Roman über die NS-Verbrechen in Kalavryta
Angelpunkt des Romans „Athos der Förster“ ist der 13. Dezember 1943, an dem die deutsche Wehrmacht als sogenannte „Sühnemaßnahme“ für Partisanenüberfälle die gesamte männliche Bevölkerung des griechischen Bergdorfs Kalavryta auf der Peloponnes ermorden ließ. Anders als das französische Oradour-sur-Glane, das der Nachwelt vollständig als Ruine erhalten blieb, wurde Kalavryta von den zurückgebliebenen Frauen über den Trümmern wiederaufgebaut. — Stefanopoulous Roman stellt das Trauma der Überlebenden in der Perspektive von vier Frauen dar; sie repräsentieren die Auseinandersetzung mit dem Erinnern über die Generationen: die Großmutter, die in ihrem Hass auf Deutsche wie auf Partisanen und in ihrer Trauer um Mann und Sohn verstummt ist; die Tochter, die in der Großstadt nichts alles vergessen will; die Enkelin, die nach Kalavryta zurückkehrt; und die Urenkelin, die sich schließlich aus dem Zirkel der Trauer lösen kann.
Maria Stefanopoulou (geb. 1958) lebt in Athen. Sie studierte klassische und moderne Literatur in Rom und zog dann nach Paris, wo sie begann, in ihrer Muttersprache zu schreiben. Sie hat bereits drei Erzählbände sowie ein Theaterstück und mehrere Essays zu Literatur und Geschichte veröffentlicht. „Athos der Förster“ (2014 im Original erschienen) ist ihr erster Roman, für den sie den Petros-Charis-Preis der Athener Akademie erhielt. — Die Publikation der deutschen Übersetzung wird mit Mitteln des Auswärtigen Amts gefördert.
Michaela Prinzinger (geb. 1963) betreibt das deutsch-griechische Internetportal diablog.eu zur Förderung der griechischen Sprache und Kultur sowie des deutsch-griechischen Verständnisses. Sie hat u. a. Rhea Galanaki, Joanna Karystiani und Petros Markaris ins Deutsche übersetzt.